Acta Pacis Westphalicae III A 3,5 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 5. Teil: Mai - Juni 1648 / Maria-Elisabeth Brunert
159. Plenum Osnabrück 1648 Mai 17/27, Mittwoch 16 Uhr
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Osnabrück 1648 Mai 17/27, Mittwoch 16 Uhr
Sachsen-Altenburg A II 2 fol. 154–155 (= Protokoll des Kurmainzer Reichsdirektoriums
über Oxenstiernas Erklärung zur schwedischen Militärsatisfaktion) und 166’–167 (Notiz über
das Plenum; = Druckvorlage); vgl. ferner Bamberg A V fol. 133–134’ und (damit identisch)
Würzburg A I 1 fol. 476–477’, Bamberg B II fol. 200’ (Notiz), den Druck in Theatrum
Europaeum VI, 431–433, und Meiern V, 837–838 (= Protokoll des Kurmainzer Reichsdi-
rektoriums über Oxenstiernas Erklärung zur schwedischen Militärsatisfaktion).
Bericht des Kurmainzer Reichsdirektoriums über Oxenstiernas Eröffnungen am 27. Mai 1648:
Ablehnende Antwort auf das bedingte Angebot der Reichsstände zu Osnabrück, 20 Ton-
nen Gold für die schwedische Militärsatisfaktion zu zahlen; Vorschlag für die Verfahrens-
weise bei den schwedisch-reichsständischen Verhandlungen; Ablehnung der kaiserlichen und
reichsständischen Forderung, eine Erklärung über den KEIPO8 1648 V 11 von 1648 V 11 abzugeben;
Ablehnung der reichsständischen Forderung, für die Ratifikation der Friedensinstrumente
Blankette zu beschaffen.
Bekanntgabe der Proposition für die nächste Sitzung.
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Kurmainz (Reichsdirektorium), im übrigen nicht
ersichtlich.
Kamen der churfürsten, fürsten und stende abg〈esanten〉 in pleno zusam-
men , und wurdt von dem Kurmainzer Reichsdirektorium (dem
Churmaintzischen canzler ) proponirt, es habe sich heute der königlich
Schwedische plenipotentiarius herr graf Oxenstirn bey ihnen, den Chur-
mainzischen , angemeldt und, sintemal derselbe allerhand bedencken ange-
zogen , die reichsdeputirten vor sich kommen zu laßen und die resolution
anzudeuten
Damit ist die Antwort der Schweden auf das ihnen am 25. Mai durch eine Deputation
der Rst. in Osnabrück unterbreitete Angebot zur schwed. Militärsatisfaktion (20 Tonnen
Gold) gemeint (s. den Bericht darüber in [ Nr. 158 Anm. 5 ] ).
bracht , so sie in einen schriftlichen uffsatz verfaßet, und zwar zu dem ende,
damit man morgendes tages zur deliberation gefast erscheinen könne .
(Verlas hierauff die verfaste schrifft, so auch noch dieses tages durch die
reichsdictatur an die stende communicirt worden, dieses inhalts, wie nach-
gesetzt :)
discher legatus, bey denen Churmeinzischen eingefunden undt nechst
verrichteten complimenten vorgetragen: Derselbe erinnerte sich, was an
jüngstverwichenem montag, [dem 15./25. Mai 1648], durch die deputirte
vor sich und in nahmen der stende circa punctum solutionis militiae vor
ahnbringen gethan und welchergestalt das quantum zur contentirung der
soldatesque uff 20 tonnen goldes, jede ad 100 000 Rheinische fl.
S. [ Nr. 157 Anm. 14 ] .
zwey reichsthaler thun, determinirt und das es bey diesen erbiethen ein
vor allemahl sein verbleiben haben solle, resolvirt worden. Er, herr graff,
hette derzeit ubernommen, mit seinen herrn collegae aus den mündlichen
und schrifftlichen vortrag zu communiciren, welches auch geschehen, ihre
habende instructiones und befehl
Kg.in Christina hatte ihre Ges. ermächtigt, ihre Forderungen bis auf 5 Millionen Rt. zu
reduzieren (s. [ Nr. 151 Anm. 33 ] ).
und sonsten des Schwedischen generalfeldmarschals
Gemeint ist Wrangel, der Oxenstierna und Salvius am 4. Mai 1648 informiert hatte, daß
die schwed. Offiziere weiterhin hartnäckig 10 Millionen Rt. Militärsatisfaktion forder-
ten . Gemäß den im folgenden referierten Angaben Oxenstiernas wurde das Schreiben in
Göppingen verfaßt, wo sich seit dem 30. April 1648 das Hauptquartier der schwed. Armee
befand; der Text wurde nicht ermittelt ( Lorentzen , 130 Anm. 6).
mit denselben conferirt worden und daraus befunden, wie weit sie diesfals
gehen könten. Nun hette hochwohlermelter herr graff, ehe und zuevohr
[er] denen deputirten einige hauptsachliche erclehrung geben
dem directorio forderist, und zwahr zu dem ende communiciren wollen,
damit solches denen stenden desto bestendiger vorbracht werden könte.
Verlase darauf ein gewißes, ihme von den Schwedischen generalfeldmar-
schal eingelangtes schreiben unter dato Göppingen, den 24. Aprilis st. v.[/4.
Mai 1648 st. n.], hauptsachlichen inhalts, das derselbe den praesidenten
Ersken
Erskein traf am 13. Juni 1648 in Osnabrück ein (s. [ Nr. 156 Anm. 27 ] ).
die soldatesque in puncto satisfactionis sehr hart an sich hielte und auf
eine sehr hohe sum das absehen stellete. Kürzlich und mit wenigen zu
sagen, stünde dieselbe uff 10 millionen reichsthaler. Von ihrer königli-
chen majestät in Schweden aber hetten sie andere, undt zwahr moderatere
instruction, dahero auf der soldatesque forderung man nicht bestehen
wurde. Schlüge dabey diese expedientia vor, das die soldatesque entwe-
der alsobaldt mit baaren gelde contentiret und abgedankt oder vermittelst
gewißer assignation uff zeit und ziel verwiesen würden, und wehre also
nicht vonnöthen, viel quaestiones „quis“, „cui“, „quantum“ et „quomodo“
zue formiren. Und uberdies begehrte derselbe, der sach nachzudenken und
den stenden zu hinterbringen, ob nicht rathsamb, das ohne determination
des quanti die soldatesca gezahlet werde. Die koniglich Schwedischen hiel-
ten dafür, das dieses wohl der beste und kürzeste weg, consequenter aus
der sachen desto leichter und geringer, als man vermeinte, zue kommen
seyn möchte.
Vermeinte auch, es würde zue beförderung der sach nicht wenig dienen,
wann bey folgender handlung ihr ahnbringen jedesmahls an das directo-
rium gebracht, von demselben denen stenden proponirt, und was darüber
concludirt, alsdann ihnen, königlich Schwedischen, durch erwehntes direc-
torium referirt und dadurch alle weitleüfftigkeiten vermieden würden.
Verhofften, innerhalb 4 oder 5 tagen mit der gnade Gottes uff diese weise
aus der sache zue kommen. Er, herr graff, hielte dafür, das die frage
„quomodo“
Die rst. Ges. in Osnabrück hatten den Schweden am 20. Mai 1648 Vorschlaege, welche
(…) in der Frage „quomodo“ zu beobachten ( [ Nr. 154 Anm. 2 ] ), samt ihrem Textvorschlag
für den Exekutionsart. ( [ Nr. 151 Anm. 26 ] ) ausgehändigt und bislang keine Stellungnahme
dazu erhalten. Zum ksl. Textvorschlag für Art. XVI und XVII IPO (über die Sicherung
und den Vollzug des Friedens) s. [ Nr. 151 Anm. 39 ] .
Münster, als worbey die königlich Französischen nicht wenigers interes-
sirt , erledigt werden könten, wobey sie gleichwohl indifferent.
Quoad modum tractandi konten sie mit denen herren Keyserlichen vor
erledigung des puncti militiae nicht reassumiren
Die Ksl. verlangten, daß die Schweden ihre Erklärung zum KEIPO8 1648 V 11, praes. 1648 V 11,
abgäben; die rst. Deputierten in Osnabrück hatten am 25. Mai 1648 die Schweden darum
gebeten (s. [ Nr. 158 Anm. 5 ] ).
antecessum beyzuebringen
Sachsen-Altenburg hatte Salvius am 10. April 1648 vorgeschlagen, entsprechende Formu-
lare so frühzeitig zu besorgen, daß die Ratifikationen bereits bei Unterzeichnung des Frie-
dens ausgestellt werden könnten. Oxenstierna hatte bereits am 20. Mai 1648 die Beschaf-
fung von derartigen Blanketten abgelehnt (s. [ Nr. 150 Anm. 10 ] , [ Nr. 155 Anm. 23 ] ).
conclusa pace dieselbe vor verfließung 2 monat nit beybringen.
Werde diesem nach unter den stenden zue deliberiren seyn, was 1. nach
gestalt der Schwedischen soldatesca geforderten 10 millionen reichstha-
ler und des herrn graff Oxenstirns obbesagtermaßen bey dem directorio
diesfals beschehenen ahnbringen zue thun; 2. ob ohne determinirung des
quanti die miliz zue contentiren; 3. und dann, ob die communication hinc
inde durch das reichsdirectorium allein zue thun.
Lezlich blieb der verlas, man wolle morgen, hora 8, in den reichscollegiis
zusammenkomen .
Nota: Ehe man sich niedersetzte, sagte der Churmainzische canzler, weil es
nur eine bloße relation, könne man wol vor das reichsstädtische collegium
stühle setzen, daß sie sich niederließen, sonst aber habe es bey den ordent-
lichen re- und correlationibus, besonders uf ordentlichen reichstägen, eine
andere gelegenheit
Auf RT wurde den Ges. der Reichsstädte das Sitzrecht bei den Re- und Correlationen nicht
eingeräumt; auf dem WFK war es umstritten (s. [ Nr. 149 Anm. 17 ] ).
tion .